Auswirkungen von Drogen auf Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und Kindesentwicklung

Opiate haben neben vielfältigen Wirkungen auch neuroendokrine Effekte. Sie führen u.a. zu einer Abnahme des luteinisierenden Hormons (LH) und des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH). Die Prolaktinspiegel steigen dagegen an.
Die Gonadotropine LH und FSH werden im Hypophysenvorderlappen gebildet. Erniedrigte Werte bei Heroinabhängigkeit, Anorexie und durch Einnahme von Ovulationshemmern
Diese hormonellen Effekte sind zusammen mit psychosozialen Stressfaktoren dafür verantwortlich, dass viele abhängige Frauen an Amenorrhoe oder Oligomenorrhoe leiden.
Unter oral eingenommenen Substituten mit langsamerer Anflutungsgeschwindigkeit als bei i.v. oder nasal eingenommenem Heroin kommt es meist zu einer Normalisierung der Menstruation.
Ein Opioid induzierter Östrogenmangel kann langfristig zu einer Osteoporose führen.

Bei Frauen, die Drogen nehmen, ist die Schwangerschaft mit besonderen Risiken verbunden. Dies gilt für legale wie für illegale Drogen. Das ungeborene Kind ist an den Blutkreislauf der Mutter angeschlossen. Konsumiert eine schwangere Frau Drogen, können diese auf das Kind übergehen. Das Kind kann dadurch schwere, z.T. auch lebenslange Schäden davontragen. Es gibt bei den Drogen/Alkohol/Medikamenten keine Dosis, die eventuell toleriert werden kann. Bei Opiaten wie Heroin ist allerdings dringend zu empfehlen auf ein Substitut umzusteigen.

Die Risiken des Nikotin Konsums:
20 % der Schwangeren rauchen. Auswirkungen sind fetale Wachstumsverzögerung, Spontanabort, Tabakentzugssyndrom, plötzlicher Kindstod. Die Ursache ist wahrscheinlich die erhöhte Kohlenmonoxidbelastung. 30 Zigaretten/ Tag führen zu einer 60% Reduktion der fetalen Sauerstoffversorgung. Die Kinder wiegen bei Geburt im Durchschnitt 200gr. weniger.
Sie haben auch ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung einer Leukämie.

Die Risiken des Alkohol Konsums:
Alkohol gelangt über die Nabelschnur rasch in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes, und verbreitet sich im ganzen Körper. In ganz kurzer Zeit haben Mutter und Kind denselben Alkoholspiegel.
Die schädigende Wirkung des Alkohols hält aber beim ungeborenen Kind länger an, als bei der Mutter, weil der noch nicht vollständig entwickelte Organismus Alkohol sehr langsam abbaut. Die Blutalkoholspiegel sind nach Konsum eine Zeit lang deutlich höher, als bei der Mutter.
Alkohol hat beim Feten eine teratogene Wirkung. In hohen Dosen (tägl.> 60gr) kann es zum fetalen Alkoholsyndrom (FAS) kommen, dazu gehören Wachstumsverzögerung, Gesichtsmissbildungen wie Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte, Herzfehler, Funktionsstörungen des ZNS , motorische und intellektuelle Fehlentwicklungen, die zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen können. Es gibt aber auch bei geringerem Alkohol Konsum auch „leichtere“ Verhaltensauffälligkeiten und intellektuelle Beeinträchtigungen, die dann oft nicht auf den Alkohol Konsum in der Schwangerschaft zurückgeführt werden.

Die Risiken des Cannabis Konsums:
Untersuchungen zeigen, dass die Schadstoffaufnahme eines Joints, etwa der von 5 Zigaretten entspricht. Der Konsum von THC führt zu einer deutlichen Reduktion des Geburtsgewichts.
Es gibt nur wenige Untersuchungen, aber Hinweise, dass es später zu Verhaltensauffälligkeiten kommen kann. Diskutiert werden auch Sprach-, Gedächtnis-; und Lernstörungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Risikoschwangerschaft ist erhöht, da THC die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter verhindern kann.

Die Risiken des Kokain Konsums:
Die gefäßverengende Wirkung des Kokains hat Durchblutungsstörungen der Gebärmutter und der Plazenta zur Folge. Dadurch wird das werdende Kind schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, es kann zu einer vorzeitigen Placenta Ablösung (Fehlgeburt) und vorzeitigen Wehen kommen (Frühgeburt).
Kokain passiert die Plazentaschranke und führt zu einer 4 x höheren Konzentration, verglichen mit der Schwangeren.
Es kommt gehäuft zu Missbildungen vor allem im Urogenitaltrakt und zu Schädigungen der neuronalen Entwicklung. Postpartal zeigen die Kinder häufig Anzeichen der Neurotoxizität, wie Zittrigkeit, erhöhte Irritabilität, aber auch Lethargie und erhöhtes Schlafbedürfnis.

Die Risiken des Amphetamin und Ecstasy Konsums:
Amphetamine bewirken einen erhöhten Gefäßtonus mit Hypertonie und Tachykardie und als Folge eine fetale Mangelversorgung (s.Kokain). Es besteht die Gefahr einer Fehl- o. Frühgeburt, und eines geringeren Geburtsgewichtes.
Es gibt Hinweise auf eine erhöhte Rate von Fehlbildungen.

Die Risiken des Benzodiazepin Konsums:
Es gibt Hinweise auf vermehrte Fehlbildungen im Bereich des Gesichtes, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, besonders wenn Benzodiazepine im ersten Trimenon konsumiert werden. Ebenso Herz- und Gefäßmissbildungen, und geistige Entwicklungsverzögerungen.
Neugeborene zeigen bei Benzodiazepin – Konsum der Mutter das am längsten dauernde und intensivste Entzugssyndrom (NAS) mit starkem Zittern, anhaltender Nervosität, leichter Irritierbarkeit, Blutdruckkrisen, Temperaturabfall, Erbrechen, Durchfall usw. Der Entzug von Benzodiazepinen kann länger als 4 Wochen dauern, und mit epileptischen Anfällen einhergehen.

Die Risiken des Opiat Konsums:
Opiate wie Heroin gehen direkt in den Blutkreislauf des Kindes über. Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen haben sie keine teratogen, d.h. fruchtschädigenden Wirkungen. Die Risiken fürs Kind sind aber niedriges Geburtsgewicht und Frühgeburten. Ist das Straßenheroin mit Streckmitteln wie Diazepam u.a. versetzt bestehen hier weitere Risiken.
Besonders gravierend ist das neonatale Abstinenzsyndrom (NAS), das bei Heroin 24-48 Stunden nach der Geburt auftritt, und mehrere Wochen dauern kann.
Therapie der Wahl ist die Substitution mit synthetischen Opioiden, nicht nur zur Verhinderung von Entzugserscheinungen, Vermeidung von Rückfällen und Zusatzkonsum, sondern auch zur gesundheitlichen und zur sozialen Stabilisierung.
Die Dosis sollte ausreichend sein. Im dritten Trimenon kommt es durch Enzyminduktion zu einem erhöhten Bedarf. Dosiserhöhung u.o. Dosissplitting kann notwendig sein.
In 60 – 80 % kommt es nach der Geburt zu einem neonatalen Entzugssyndrom, das nach heutigen Erkenntnissen bezgl. Dauer und Ausprägung unabhängig von der Dosis des Substituts ist. Subutex scheint günstiger zu sein, das NAS schwächer und kürzer, allerdings ist die Datenlage bezgl. Methadon/Polamidon besser.
Die Behandlung des NAS sollte mit oralen Morphinen erfolgen, nicht mit Barbituraten.